03.09.2022
| Dr. Klaus Reithmayer
Wahl der geeigneten Glaselektrode | Wahl der geeigneten Referenzelektrode | Wahl des Diaphragmas
Für eine erfolgreiche pH-Messung ist die Auswahl der passenden pH-Elektrode sehr wichtig. Die pH-Elektrode beeinflusst das Messergebnis. Aber welche pH-Elektrode ist für welche Anwendung optimal geeignet und garantiert ein optimales Ergebnis der pH-Messung?
In diesem Beitrag erklärt Ihnen der pH-Experte folgende Punkte:
- Die Wahl der geeigneten Glaselektrode
- Die Wahl der geeigneten Referenzelektrode
- Die Wahl des Diaphragmas
- Passende pH-Elektrode für Ihren Einsatz
Es gibt eine Vielzahl von pH-Elektroden für unterschiedlichste Applikationen. Grundsätzlich stellt sich da folgende Frage:
Worin will ich messen und mit welcher Präzision?
Damit ergibt sich eine Liste von Kriterien, die die Auswahl festlegen:
- Konsistenz der Probe: flüssig, halbfest, Emulsion oder Suspension
- Chemische Zusammensetzung: wässrig, teilwässrig, wasserfrei, Elektrodengifte (Sulfide etc.) oder andere aggressive Medien (Fluorwasserstoff, starke Säuren oder Basen)
- Temperatur: Raumtemperatur, hohe Temperaturen, tiefe Temperaturen
- Druck (i.d.R. nur Prozesschemie)
- Ort der Messung: Labor, mobil oder stationär in Prozessen, dazu wird je nach Einsatz spezielles Zubehör benötigt
Die Wahl der geeigneten Glaselektrode
Für die unterschiedlichen Anwendungen existieren Glaselektroden, deren Gläser sich nicht nur in der Form, sondern auch in der Zusammensetzung unterscheiden. Die Form bestimmt oft die Angleichung an die mechanischen Eigenschaften der Probe zum Beispiel bei Einstich- oder Oberflächenmessung, die man am besten mit eine Speer- oder einer Flachmembran bewerkstelligt oder aber bei kleinen Gefäßen Mikroelektroden mit kleinem Durchmesser benutzt.
Der zweite Parameter ist die chemische Zusammensetzung der Probe, es gibt z.B. Gläser für hohe basische Belastung.
Der dritte Parameter ist die Temperatur, z.B. Messung in kalten Proben unter 0° C erfordert spezielle Gläser, da der Widerstand gewöhnlicher pH-Gläser zu hoch wird.
Die Wahl der geeigneten Referenzelektrode
Nicht nur die Glaselektrode benötigt hinsichtlich der Messung eine entsprechende Spezifikation, sondern auch die Referenzelektrode und das zugehörige Diaphragma, das als Verbindungstück zwischen Messmedium und Glaselektrode geschaltet ist.
Man unterscheidet bei den Referenzsystemen zwischen flüssig-gefüllten Elektroden (in der Regel 3 mol/L KCl), Gel-Elektrolyte und Polymerelektrolyte.
Flüssig gefüllte Elektroden haben entweder ein Keramik- oder ein Platindraht-Diaphragma, manchmal auch ein veränderbares Ringspalt/Schliffdiaphragma. Sie zeichnen sich durch schnelles Ansprechverhalten und hohe Präzision aus, da der gute Elektrolytfluss für ein stabiles Signal auch in schwierigen Medien sorgt. Man findet sie häufig im Labor, gelegentlich auch in stationären Anwendungen mit besonderen Vorrichtungen zum Ersatz des Elektrolyten. Diese Elektroden benötigen einen gewissen Wartungsaufwand, denn der Elektrolyt muss von Zeit zu Zeit nachgefüllt werden.
Bei Gelektroden entfällt dieser Aufwand, sie sind nicht nachfüllbar. Hier kommen als Diaphragma ein Keramik- oder ein Faserdiaphragma in Betracht. Sie sind in der Regel nicht so schnell in der Ansprechzeit, der Hauptaugenmerk liegt auf dem wartungsarmen Betrieb. Sie werden hauptsächlich in der mobilen Messung eingesetzt, aber auch im Labor. Spezielle druckbeaufschlagte Gelelektroden finden auch in der Prozessmesstechnik ihren Einsatz. Ist der Gelvorrat aufgebraucht, wird die Elektrode entsorgt.
Elektroden mit einem Polymerelektrolyt sind im Labor, im Feld und insbesondere im Prozessbereich vertreten. Ihr Kennzeichen ist, dass sie kein Diaphragma benötigen. Das erforderliche Kaliumchlorid ist in eine wasserunlösliche Polymermatrix eingebettet. Damit ergibt sich eine offene Verbindung zum Medium, die je nach Ausführung über Löcher im Schaft oder ein Ringspalt-Diaphragma realisiert wird.
Sie sind weitgehend unempfindlich gegen anhaftende Verschmutzungen: Diese können - falls nötig - mit einem weichen Bürstchen entfernt werden. Weitere Eigenschaften sind insbesondere im Prozessbereich hohe Beständigkeit gegen hohe Drücke und Temperaturen, aber man nutzt auch ihre Unempfindlichkeit gegen Schwebstoffe etc. in Abwasseranwendungen.
Im Labor werden sie zum Beispiel vorzugsweise bei Einstichelektroden für Lebensmittel eingesetzt. Polymerelektroden sind wartungsarm, ein Nachfüllen des Polymers ist nicht möglich.
Die Wahl des Diaphragmas
Dieses kleine und oft unscheinbare Bauteil ist für den Betrieb der Elektrode unerlässlich. Es hängt unmittelbar mit dem verwendeten Referenzsystem zusammen.
Flüssig gefüllte Elektroden verfügen in der Regel über die oben beschriebenen Keramik- oder Platindrahtdiaphragmen.
Die Keramikdiaphragmen bestehen aus einer porösen Keramikfritte, die eine gewisse Durchlässigkeit für Lösungen haben und in den Schaft eingebracht werden.
Das Platindraht-Diaphragma nutzt den Kapillareffekt, um über den ausfließenden Elektrolyten einen guten Kontakt zur Probe herzustellen. Die unteren Graphiken zeigen den Vorteil einer Elektrode mit Platindraht-Diaphragma gegenüber der Verwendung von Keramikdiaphragmen.
Einen Sonderfall stellen die Schliffelektroden (oder Ringspalt-Elektroden) dar, hier kann der Anwender aktiv den Ausfluss des Elektrolyten verändern und an die Probe anpassen. Sie sind in schwierigen Proben wie Emulsionen oder bei niedrigen oder hohen Leitfähigkeiten einsetzbar.
Bei Gelelektroden sind Keramik- und Faserdiaphragmen im Gebrauch. Grundsätzlich sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Proben, die zu einer Verklebung des Diaphragmas auch zum Ausfall der Elektrode führen. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn das Thema „wartungsarm“ im Vordergrund steht.
Finden Sie die passende pH-Elektrode für Ihren Einsatz:
Wartungsarme pH-Elektroden
Einfache und schnelle pH-Messung insbesondere auch im mobilen Einsatz? Unsere wartungsarmen pH-Elektroden sind die perfekten Helfer für diese Aufgabe.
Analoge wartungsarme pH-Elektroden |
Digitale wartungsarme pH-Elektroden |
|
|
|
|
Analoge präzise pH-Elektroden |
Digitale präzise pH-Elektroden |
|
|
|
Spezialelektroden für die pH-Messung
Besondere Proben erfordern besondere Elektroden. Kleine Volumina, unterschiedliche Beschaffenheit, ungewöhnliche Zusammensetzung: Unsere WTW®-Spezialisten sind echte Problemlöser.
Analoge Spezialelektroden |
|
|
|
|
|
|
|
|
Digitale Spezialelektroden |
|
|
|
Sensoren Broschüre
In unserer neuen Broschüre finden Sie alle wichtigen Informationen zu unseren WTW® Elektroden und Sensoren, den Aufbau von pH-Einstabsmessketten, IDS-Elektroden, technische Spezifikationen, Pufferlösungen und eine Auswahlhilfe für die richtige pH-Elektrode.
Laden Sie jetzt die Broschüre gratis herunter.
Der pH-Ratgeber mit hilfreichen Praxistipps
In der pH-Fibel finden Sie unser Wissen in komprimierter und anschaulicher Form für Ihren Anwendungsbereich zum Thema pH. Die Fibel beinhaltet zahlreiche Anwendungsbeispiele, Tabellen und Diagramme, die Ihnen auf rund 100 Seiten das Expertenwissen aus jahrelanger Forschung und Entwicklung einfach und übersichtlich vermitteln.
Laden Sie jetzt die pH-Fibel gratis herunter.
Grundlegend unterscheiden sich unsere pH-Messgeräte dann in ihren zusätzlichen Funktionen, das können je nach Ausführung grafische Displays, Usability, Speicherfunktionen, Schnittstellen und andere Funktionen sein, die das Arbeiten in der jeweiligen Umgebung und Anwendung unterstützen. Daneben gibt es auch sogenannte digitale Elektroden aus dem Programm namens IDS (Intelligente Digitale Sensoren), die das Messsignal nach dem gleichen Prinzip im Sensorkopf bereits digitalisieren und störungsfrei an ein Auswertegerät weiterleiten.
Hilfreiche Tipps für Ihren Anwendungsbereich können Sie in unseren Blogartikeln nachlesen:
Blog: Genauigkeit der pH-Messung
Blog: Was ist der pH-Wert?
Blog: Kalibrierung und Justierung einer pH-Elektrode